24. September 2016 | One Night for Children Gala | Frankfurt

Artikel in der Frankfurter Neue Presse

Artikel in der Jüdische Allgemeine


 

EINE WUNDERVOLLE GALA-NACHT

Die WIZO ist mehr als eine Organisation, die Spenden sammelt, die WIZO ist eine jüdische Mutter, die sich mit aller Kraft um ihre schwächeren Kinder in Israel sorgt. Sichere Häuser sind nötig, gefüllte Teller, liebevolle Betreuung. Und weil das viel Geld kostet, wird das Leben einer Chawera vom Jahresrhythmus ihrer WIZO-Gruppe bestimmt. Nie hat sie Langeweile, sondern Arbeit genug und jede Menge Abwechslung mit Spaß dabei. Um Spenden zu sammeln, werden Basare ausgerichtet, Kaffeenachmittage, Lesungen, Modeschauen, Vorträge. Das Highlight ist zweifellos die Gala-Nacht, die dieses Jahr zum 20. Mal stattfand und besonders glanzvoll war.

Im Festsaal des von Generalmanager Marc Snijders geführten HILTON kamen 250 gutgelaunte Gäste zusammen, darunter viele Stammgäste, die seit Jahren dabei sind, wenn es darum geht, Patenschaften zu je 500 Euro zu übernehmen, um einem bedürftigen Kind ein Jahr lang einen Platz in einer von der WIZO geführten Kindertagesstätten in Israel sichern.

„One Night For Children“ – schon bevor es im Hilton richtig losging, waren 99 Kinder versorgt. Auf Leinwänden wurden die Namen von Sponsoren eingeblendet.

MODERATION MIT BLUMENKRANZ

Herzliche Begrüßung durch Simone Graumann, die Freude der Frankfurter Chawerot, auch weil sie als Präsidentin WIZO Deutschland vorsteht. Für sie war der 24. September etwas Besonderes, denn sie und Dr. Dieter Graumann feierten ihren 38. Hochzeitstag. Voller Liebe sagte sie: „Du bist der beste Ehemann, den man sich wünschen kann.“ Und an die Sponsoren gerichtet: „Wir nehmen es nicht als selbstverständlich hin, daß Sie immer wieder für uns da sind, wenn wir anklopfen. Wir wissen Ihre Großzügigkeit und Ihr Wohlwollen sehr zu schätzen.“ Sie berichtete von einem Raketeneinschlag mitten im „WIZO – Early Childhood Development Center“ in Sderot, wo Kinder und Jugendliche mit Entwicklungsproblemen behandelt werden. Es gilt, mit ständiger Angst zu leben. Bombensichere Schutzräume sind nötig. Plötzlich schienen die prominenten Gäste des Abends wie ein Hoffnungsschimmer in der Sorge um Israel: Der Bundespräsident a.D., der Botschafter, der amerikanische Generalkonsul, der Stadtkämmerer, die diversen Vorstände und Präsidiumsmitglieder, amtierende und ehemalige Schirmfrauen. Aus Israel gekommen war die attraktive Saya Malkin, die als Chair-Person in der Welt-WIZO Exekutive für das Therapiezentrum „Beth Heuss“, den frisch renovierten Stolz der WIZO-Deutschland, verantwortlich ist.

Die Stimmung stieg, als die Fernsehmoderatorin und treue Chawera Andrea Kiewel die Bühne betrat. Hatte sie letztes Jahr im Schneewittchenkleid überrascht, erfrischte sie ihr Publikum nun mit einem bräutlichen Blumenkranz im Haar, um zusammen mit dem charmanten Ralph Morgenstern durch den Abend zu führen.

ORTE FÜR BEDRÄNGTE KINDERSEELEN

Hier ein Einschub zur Erläuterung. In die WIZO-Tagesstätten gehen Kinder aus wohlsituierten „Normalfamilien“, die selbstverständlich ihre Beiträge bezahlen. Doch auch wenn man sich in Israel im Gelobten Land befindet, gibt es dort wie überall sonst auf der Welt Familien, die aus Armut und Hilflosigkeit ihre Kinder vernachlässigen und keine Beiträge bezahlen können. Aber siegen am Ende nicht immer die Kinder? Es liegt an den Alternativen, die sie geboten bekommen, ob es ein guter Sieg wird oder einer voller Rachegelüste. Man wird nur ernten können, was man gesät hat. Das gilt auch für einen Staat und seine Einrichtungen, die er fördert. In Israel genießt die WIZO insbesondere wegen ihrer 170 Kindertagesstätten höchstes Ansehen. Bei WIZO’s gibt es jeden Tag gutes, frisch gekochtes Essen und beständige, liebevolle Betreuung in Räumen, die zum Wohlfühlen einladen. Hier wird gespielt und gelernt, eingebettet in jüdische Traditionen. Die WIZO bietet Orte für bedrängte Kinderseelen, um sich zu erholen und um frei zu werden für ein gutes Leben. Für diese Kinder benötigt WIZO Patenschaften. Unter diesem Motto steht die Galanacht.

Als Ehrengast war Bundespräsident a.D. Christian Wulff geladen, dem 2011 der Leo Baeck Preis, die höchste Auszeichnung des Zentralrats der Juden in Deutschland, verliehen worden war. In seiner Ansprache bezeichnete er die Projekte der WIZO als „Friedensarbeit in einer Welt, die Frieden so nötig hat“. Zur Situation in Deutschland sagte er: „Das Klima hat sich verändert.“ Er betonte die Bedeutung des Grundgesetzes und appellierte an die Verantwortung der Bürgerschaft.

 

TIGERPALAST IM HILTON

Aber natürlich wurde nicht nur geredet, sondern auch gut gegessen und gut getrunken. Als der Nachtisch serviert wurde, waren erst 317 Patenschaften vergeben. Könnte es nicht ein bißchen kräftiger vorwärts gehen? Bemerkte niemand die erwartungsvollen Kinderaugen? Auf die Bühne kam jetzt Rita Gueli, Finalistin der Fernsehshow „Voice Kids“. Besonders ihr auf Hebräisch vorgetragenes Lied begeisterte das Publikum zu rhythmischem Mitklatschen. Danach tauchten drei ganz erstaunliche, elegant gekleidete Herren auf, die Band „Vintage Vegas“. Sie boten eine so hervorragende Revue aus Pop-Hits und Swingklassikern, daß es die Frankfurter im Festsaal des HILTON nicht mehr auf ihren Sitzen hielt. Besorgter Blick auf die Leinwand, wo die Namen der Sponsoren gezeigt wurden und die Anzahl der erworbenen Patenschaften. Würde die 500 Marke endlich überschritten?

Bei der Gala-Nacht hat die Mitternachtsshow des Varietétheaters „Tigerpalast“ Tradition. Direktor Johnny Klinke war schon siebzehn Mal dabei, und jedes Mal fiebert er mit: Können wir das Ergebnis des letzten Jahres steigern? Für seine Treue und Hingabe überreichte ihm Simone Graumann eine Ehrenurkunde der WIZO. Johnny Klinke warnte vor wachsendem Rechtspopulismus: „Frankfurt ist die internationalste Stadt Europas. Wir werden nicht zulassen, daß der Antisemitismus zunimmt.“ Als Überraschung hatte er drei seiner besten Artisten mitgebracht, die atemberaubende, akrobatische Kunststücke vorführten. Es war eine wunderbare Gala-Nacht.

DAS ÜBERWÄLTIGENDE ERGEBNIS

Wer sich bei WIZO engagiert, hat Teil an der Geschichte des Frauen-Zionismus. Der Pioniergeist trägt die weltumspannende Organisation bis heute. Mit ihren 250 000 Mitgliedern ist die WIZO ein lebendiges Zeichen jüdischer Selbstbehauptung. Israelreisende sind eingeladen, die WIZO-Institutionen zu besuchen. Bei diesen Kindern und ihren Betreuerinnen zu sein, ist herzerfrischend und macht zuversichtlich für eine bessere Welt.

Und zum Schluß das absolut überwältigende Ergebnis: In dieser WIZO-Gala Nacht wurden für 644 Kinder Patenschaften übernommen. Stellen Sie sich auf einem Foto diese Kinderschar vor, die nun ein Jahr lang einen sicheren Platz in einer WIZO-Tagesstätte hat! Ihr Dank wird einen Weg in die Herzen der Sponsoren finden.

Irina Wittmer